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Zucker geht ans Herz
Sweetheart - das Kosewort "süßes Herz" öffnet sprichwörtlich verliebte Herzen, medizinisch betrachtet macht das Organ jedoch durch zuviel Zucker eher dicht: Diabetes mellitus - die Zuckerkrankheit - ruft eine Vielzahl von Langzeitschäden und Gesundheitsproblemen im gesamten Organismus der Betroffenen hervor. Die meisten dieser Folgeerkrankungen werden durch Schädigungen an den Innenwänden der kleinen und großen Blutgefäße verursacht, die auf die erhöhten Blutzuckerwerte zurückzuführen sind. Von diesen Blutgefäßschäden sind auch die Herzkranzgefäße betroffen, die den Herzmuskel mit Blut versorgen. Sind diese Arterien angegriffen, verengen sie sich und es kann – besonders bei körperlicher Belastung – zu einem lebensbedrohlichen Sauerstoff- und Nährstoffmangel im Herzmuskel kommen. Diese Erkrankung nennt man koronare Herzkrankheit.
"Diabetes sollte nicht einfach nur als Stoffwechselstörung gesehen werden", warnt Prof. Dr. Georg Sabin, Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie des Elisabeth-Krankenhauses Essen. "Von Anfang an bedroht die Erkrankung auch das Herz. Die koronare Herzkrankheit tritt bei Diabetikern vier- bis sechsmal häufiger auf als bei Nichtdiabetikern - bei Frauen und Männern im gleichen Maße. Fettstoffwechselstörungen und Bluthochdruck, die oft mit dem Diabetes mellitus Typ 2 vergesellschaftet sind, erhöhen das Risiko zusätzlich. Bei den Fettstoffwechselstörungen sind die Triglyceridwerte und das zu Gefäßverengungen führende LDL-Cholesterin erhöht. Bluthochdruck verstärkt die gefährliche Wirkung des LDL-Cholesterins. Der Weg zum Herzinfarkt ist vorgezeichnet."
Ausgeschaltetes Warnsystem
Die Angina pectoris ist das Hauptsymptom der koronaren Herzkrankheit. Typische Beschwerden sind Schmerzen und Engegefühl im Brustkorb, Schmerzausstrahlung in den Arm, Kiefer oder Rücken, Müdigkeit und Kurzatmigkeit, Übelkeit und Sodbrennen, übermäßiges Schwitzen, Herzklopfen oder unregelmäßige Herzschläge. "Bei vielen Diabetikern versagt allerdings dieses Frühwarnsystem für einen Infarkt", sagt Prof. Dr. Sabin. "Schmerzhafte Angina pectoris Attacken, die einem drohenden Herzinfarkt häufig vorausgehen und die viele Patienten den Arzt aufsuchen lassen, spürt der Diabetiker oft genauso wenig wie den Infarkt selbst. Schuld daran sind die Nervenschäden, die mindestens 50 Prozent der Zuckerkranken entwickeln, denn hohe Blutzuckerwerte schädigen nicht nur die Gefäße, sondern auch die Nervenzellen. Schmerzreize - die Warnsignale des Körpers - werden dann nicht mehr weitergeleitet."
Gefahr erkennen
Durch eine frühzeitige Feststellung der Veränderungen an den Blutgefäßen des Herzens kann der Gefahr eines Herzinfarktes begegnet werden. Während früher für die Diagnostik häufig ein Herzkatheter aus der Leistengegend bis zum Herzen vorgeschoben werden musste, um in einem komplizierten und risikobehafteten Verfahren die verengten Herzkranzgefäße angiographisch auf Röntgenbildern darzustellen, gibt es heute neue, sicherere und für den Patienten weniger belastende Verfahren, um eine Infarktgefahr zu erkennen. "Mit Hilfe unseres modernen Magnetresonanztomographen, kurz MRT genannt, können wir in kürzester Zeit ohne Risiko für den Patienten das Herz und seine Blutgefäße dreidimensional darstellen und finden dabei bereits in ganz frühen Stadien Ablagerungen an den Blutgefäßen, die uns mit den herkömmlichen Untersuchungsmethoden verborgen bleiben würden", erklärt der Kardiologe aus Essen. "Besonders für Risikopatienten, wie sie beispielsweise Diabetiker darstellen, kann mit Hilfe einer frühen Diagnose einer koronaren Herzkrankheit die Gefahr des Herzinfarkts durch unterschiedliche Maßnahmen stark herabgesetzt werden."
Hierbei muss es sich nicht immer um die bekannte Bypassoperation handeln. Neben einer medikamentösen Therapie kann in vielen Fällen die Ballon-Angioplastie angewendet werden, bei der ein verengtes Herzkranzgefäß mit Hilfe eines in das Gefäß geschobenen und an der Engstelle aufgepumpten Ballons geweitet wird. "Da es bei bis zu 50 Prozent der so Behandelten nach einiger Zeit zu einer erneuten Verengung der aufgedehnten Stelle kommt, setzt man heute nach dem Aufdehnen ein feines, dehnbares Röhrchen aus einem Metallgeflecht ein. - Dieser so genannte Stent hält die betroffene Gefäßstelle offen", so Prof. Dr. Sabin. "Durch Reaktionen des Organismus kann es in einigen Fällen allerdings trotz Stent zu erneuten Verengungen kommen. Deshalb gibt es heute die Metallröhrchen auch mit einem Medikament beschichtet, das ein ‚Zuwachsen’ verhindert. Bei Patienten, bei denen das Risiko für eine Wiederverengung des Gefäßes groß ist, kann sich der Arzt für den Einsatz eines solchen beschichteten Stents entscheiden."
Mäßig aber regelmäßig
Menschen mit Diabetes sollten sich der erhöhten Gefahr, an der koronaren Herzkrankheit zu erkranken, bewusst sein. Das Risiko lässt sich durch die Lebensführung allerdings reduzieren: Günstig ist es, Übergewicht so weit wie möglich abzubauen. "Außerdem sollten Blutfettwerte und Blutdruck bei Diabetikern regelmäßig kontrolliert werden", rät Prof. Dr. Sabin. "Körperliche Bewegung kann dabei helfen, Körpergewicht, Blutdruck und LDL-Cholesterin zu senken. Bereits 30 Minuten leichtes Training an drei oder vier Tagen in der Woche genügen, um diese Ziele zu erreichen. Von gleicher Wirkung können auch mehrere zehnminütige tägliche Trainingseinheiten sein. Walken oder Fahrradfahren sind empfohlene Sportarten. Es kommt nicht darauf an, sich bei den Übungen zu verausgaben, regelmäßige aber mäßige Anstrengungen führen zum Ziel. Von entscheidender Wichtigkeit sind außerdem die regelmäßige Kontrolle der Blutzuckerwerte und das Verhindern von ‚Ausreißern’. Je besser der Blutzucker eingestellt ist, desto weniger können zu hohe Blutzuckerwerte zu den gefäßschädigenden Auswirkungen führen. Auch wenn der Gefahr einer koronaren Herzkrankheit heute vielfach durch den Arzt begegnet werden kann, ist die Vorbeugung durch eine geeignete Lebensführung der beste Schutz."
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© EKE / Veröffentlicht am 22.09.2008