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Psychologische Hilfestellung kann Leben mit Diabetes erleichtern

Der Diabetes mellitus (wörtlich übersetzt: honigsüßer Durchfluss) ist eine unheilbare Stoffwechselkrankheit, die sich ständig ausbreitet. In Deutschland leiden zwischen fünf und sechs Millionen Menschen an einer Form von Diabetes, die möglichen Folgeerscheinungen sind drastisch: Nierenversagen, Amputationen, Verlust von Augenlicht und Potenz. Jeder zweite Diabetiker stirbt an Herztod.

Nach dem ersten Schreck über die Diagnose Diabetes wird der Patient vom Arzt und Diabetologen fachkundig beraten. Doch viele Menschen brauchen zusätzliche Unterstützung, um mit dem Diabetes leben zu können. Weil die Diabetes-Therapie nicht nur medikamentös erfolgt, sondern alle Lebensbereiche erfasst, stehen viele Menschen erstmals vor existenziellen Fragen, die sie sich nie zuvor stellen mussten: Wie wichtig ist mir mein Leben, meine Gesundheit, meine Zukunft? Bin ich bereit, die Krankheit zu akzeptieren oder kämpfe ich einen aussichtslosen Kampf? Wie nutze ich meine Kräfte? Eine erfolgreiche Diabetes-Behandlung setzt einen aufgeklärten und bewusst lebenden Patienten voraus, denn wer die Krankheit verdrängt und seinen Blutzuckerspiegel nicht aufmerksam kontrolliert, riskiert schwerwiegende Folgen.
  
Unterstützung bieten speziell ausgebildete Psychologen und Psychotherapeuten an, die sich unter dem Dach der Deutschen Diabetes-Gesellschaft in der Arbeitsgemeinschaft "Diabetes und Psychologie e. V." organisiert haben. "Viele Patienten leiden unter einem enormen Druck, der Ängste oder sogar Depressionen zur Folge haben kann", sagt Dr. Birgitta Both.

Die Marburger Psychotherapeutin ist eine von bundesweit 73 "Fachpsychologen Diabetes", die sich auf die Probleme von Diabetikern spezialisiert und eine entsprechende Zusatzausbildung absolviert haben. Sie unterstützt Rat suchende Diabetiker dabei, ihre Krankheit zu akzeptieren. Wer will sich schon ständig mit der ernährungsphysiologischen Zusammensetzung sämtlicher Lebensmittel auseinandersetzen? Bei jedem Bissen, bei jedem Schluck? Wer schon mal eine Diät gemacht hat, weiß, dass in dieser Zeit der Kopf nur so schwirrt von Fettanteilen und Kalorienangaben. Doch eine Diät kann man absetzen, beim Diabetes ist aber eine dauerhafte Ernährungsumstellung erforderlich.

„Wir nutzen die Methoden der Verhaltenstherapie und setzen sie für die besonderen Bedürfnisse des Diabetikers ein“, erläutert Dr. Both. Die Kosten für die Verhaltenstherapie werden von den Krankenkassen erstattet. Besonders hilfreich kann die therapeutische Unterstützung bei der Ernährungsumstellung sein. "Wer bisher Stress oder Stimmungsschwankungen mit Essen kompensiert hat, muss als Diabetiker andere Ventile finden. Bei der Suche können wir helfen", führt Dr. Both als Beispiel an.

Eine spezielle Therapieform ist besonders für Patienten mit Diabetes Typ I hilfreich, die ein höheres Risiko für eine Unterzuckerung haben: Das "Blutglukose-Wahrnehmungstraining" macht auf die Anfangssymptome bei drohender Unterzuckerung aufmerksam. 

Während der Typ-I-Diabetiker lebenslang auf die Zufuhr von Insulin angewiesen ist, kann der Patient mit Diabetes Typ II seine Krankheit stärker beeinflussen und ein dauerhaftes Gleichgewicht in den Blutzuckerspiegel bringen. Wichtig sind dafür die umfassende Ernährungsumstellung, aber auch regelmäßige körperliche Bewegung und natürlich der Verzicht auf Nikotin und zu viel Süßigkeiten.

Sich von liebgewonnenen Gewohnheiten unwiderruflich zu verabschieden, stellt für viele Patienten eine hohe Hürde dar. 90 Prozent aller Diabetiker leiden an Diabetes Typ II, darunter sind immer öfter auch übergewichtige Kinder und Jugendliche. Da bei jungen Menschen viele (schlechte) Gewohnheiten noch nicht so "eingeschliffen" sind, ist bei ihnen eine Verhaltenstherapie, zum Beispiel mit dem Ziel der Gewichtsreduktion, besonders erfolgversprechend.

Ein Adressverzeichnis mit Diplom-Psychologen, die von der Deutschen Diabetes-Gesellschaft als Fachpsychologen Diabetes anerkannt sind, finden Sie auf der Internet-Seite www.diabetes-psychologie.de/fpd_adr.htm.


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© Deutsches Grüne Kreuz e. V. (DGK) / Veröffentlicht am 16.11.2007