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Studien liefern erste Belege: Zahnpflege verlängert das Leben
Die regelmäßige Vor- und Nachsorge mit professioneller Unterstützung durch den Zahnarzt verlängert möglicherweise das Leben. Auf dieses überraschende Studienergebnis verwies Prof. Dr. Michael Noack (Universität Köln) auf der ersten Online-Pressekonferenz der Initiative proDente e.V. zum Thema "Die Zukunft der Zahnmedizin". Dass eine unbehandelte Entzündung des Zahnfleisch Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes begünstigt und ein siebenfach erhöhtes Risiko für Schwangere bedeutet wird durch Studien gestützt. Zudem gibt es erste Anzeichen, dass Patienten bei denen regelmäßig Bakterien in die Blutbahn eingeschleust werden, häufiger Schlaganfälle erleiden. "Es gibt Studien, dass die Patienten, die in Altersheimen leben und vernünftig versorgt sind bis zu fünf Jahre länger leben", berichtete Noack.Zugleich besuchen Patienten ihre Zahnärzte häufiger als ihre Hausärzte. Zahnärzte könnten demnach neben Karies auch weitere Krankheiten früher erkennen, so die These von Noack.
Konsequenzen für Zahnbehandlung im Alter
Sowohl die häufigen Zahnarztbesuche als auch die Wechselwirkungen zwischen Zahngesundheit und allgemeinem Befinden offenbaren gleichzeitig die derzeitigen Defizite bei der Behandlung älterer Patienten. "Zahnarztpraxen müssen für den alten Menschen erreichbar, also barrierefrei, sein. Auch nach einem Umzug muss die freie Zahnarztwahl möglich sein“, erläutert Dr. Anne Wolowski (Universität Münster). Zudem forderte Wolowski, dass die Angestellten in Pflegeeinrichtungen der Zahnpflege mehr Gewicht einräumen.
Risiko Parodontitis
Zukünftig wird die Zahnmedizin mit einer wachsenden Gefahr durch Parodontitiserkrankungen konfrontiert. "Es stehen zwar alle möglichen Horrorszenarien auf den Zigarettenschachteln, aber nirgendwo steht 'Raucher verlieren früher ihre Zähne", bemerkte Dr. Prof. Michael Noack, beim Pressegespräch der Initiative proDente. Unbehandelt kann eine Parodontitis neben drohendem Zahnverlust auch negative Auswirkungen auf den gesamten Körper haben. "An jedem Zahn hängt ein Mensch und die meisten Menschen hängen auch an ihren Zähnen. Es ist eine Illusion zu glauben, es gäbe irgendein Stück des Körpers, das völlig unabhängig vom Rest funktioniert", fasst Dr. Noack die Problematik zusammen.
Implantate – Zahnersatz der Zukunft aber kein Allheilmittel
Trotz der ungeheuren Entwicklung bei Implantaten in der Zahnmedizin plädierte Prof. Jürgen Becker (Universität Düsseldorf) die Nachsorge nicht zu unterschätzen: "Patienten, die denken: ich setze mich hin, bezahle eine große Menge Geld, alles in Vollnarkose, Implantate drin und danach wird alles gut - das ist nicht richtig!" Denn auch die fortschrittlichste Behandlung hat ihre Grenzen. "Es gibt an Implantaten genauso entzündliche Zahnfleischerkrankungen, wie an natürlichen Zähnen - nur sie sind schlimmer“, darauf machte Prof. Dr. Becker aufmerksam. Risikofaktoren wie eine bestehende Parodontitis oder starker Rauchkonsum können den langfristigen Erfolg zusätzlich gefährden.
Die Rolle des Patienten ebenso wichtig
Die Rolle der Patienten ist somit sowohl bei der Vorsorge als auch bei der Nachsorge von entscheidender Bedeutung. "Implantate müssen genauso kontrolliert werden, genauso gepflegt werden, genauso gewartet werden wie natürliche, eigene Zähne", forderte Becker. "Es macht keinen Sinn sich aufwändigen Zahnersatz im Wert eines Kleinwagens zu kaufen ohne danach kleine, überschaubare Beträge in die Prophylaxe zu investieren", ergänzte Noack hinsichtlich des Engagements der Patienten.
Neben der Kooperation der Patienten bei Vor- und Nachsorge spielt die Kommunikations der Zahnärzte auch im psychologischen Bereich eine immer stärkere Rolle. "Wir müssen damit rechnen, dass ein Drittel unserer Patienten Beschwerden haben, die nur psychosomatisch erklärbar sind", resümiert Dr. Wolowski auf der proDente Pressekonferenz.
Angst vor Zahnbehandlung und Röntgen
Kommunikation ist auch angesichts der Angst vor Zahnarztbesuchen oder Röntgenstrahlen gefragt. "Mit den Möglichkeiten, die wir heute haben, kann eine Zahnbehandlung problemlos ertragen werden. Ohne dass man Schmerzen hat", betonte Noack. Zahnärzte sind gesetzlich verpflichtet jeden Einsatz von Röntgenstrahlen abzuwägen. "In der Regel ist in der Zahnmedizin der Vorteil einer Röntgenaufnahme wesentlich größer ist als ein theoretisch denkbarer Strahlenschaden", appellierte Becker.
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© proDente e.V. über ddp direkt / Veröffentlicht am 16.04.2008