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Darmkrebs: Rund fünf Millionen Menschen haben ein familiäres Darmkrebsrisiko
Die Hochrechnung einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage nennt erstmals die Zahl der Menschen in Deutschland, die mit einem familiären Darmkrebsrisiko leben. Für diese Risikogruppen gibt es bisher keine geeigneten Vorsorgeangebote.
Eine bevölkerungsrepräsentative Telefonbefragung von 1.134 Personen ab 18 Jahren zu den Themen Darmgesundheit und Darmkrebsvorsorge zeigt, dass rund fünf Millionen Menschen in Deutschland ein familiäres Darmkrebsrisiko haben. Damit liegt die Zahl erheblich höher als bislang angenommen. Bei diesen Personen sind oder waren Eltern oder Geschwister an Darmkrebs erkrankt.
"Zum ersten Mal können wir beziffern, wie groß die Gruppe der Menschen mit familiärem Darmkrebsrisiko in Deutschland wirklich ist", sagt Dr. Christa Maar, Vorstand der Felix Burda Stiftung, und fordert: "Diese Hochrisikogruppen sind nicht Bestandteil der gesetzlichen Richtlinie zur Darmkrebsfrüherkennung, die nur die Risikogruppe ab 50 Jahre erfasst. Personen mit familiärem Risiko erkranken aber oft weit vor dem 50. Lebensjahr an Darmkrebs und müssen deshalb in einem wesentlich früheren Alter mit der Darmkrebsvorsorge beginnen. Es ist dringend notwendig, sie möglichst früh zu identifizieren und ihnen Vorsorgeprogramm anzubieten, das das jeweilige individuelle Risiko berücksichtigt. Die wissenschaftlichen Leitlinien dazu gibt es, sie werden nur nicht befolgt."
Das Darmkrebsrisiko erhöht sich für nahe Verwandte von an Darmkrebs erkrankten Personen dramatisch, wenn der Darmtumor vor dem 50. Lebensjahr diagnostiziert wurde. Dies ist in Deutschland bei ca. 650.000 Personen der Fall. Sind außerdem noch bei anderen Personen in der Familie Darmkrebs, Darmpolypen oder andere Krebserkrankungen aufgetreten, liegt die Vermutung nahe, dass es sich um eine erbliche Form von Darmkrebs handelt. Die wissenschaftliche Leitlinie empfiehlt nahen Verwandten in diesem Fall, ab dem Alter von 25 Jahren mit der Vorsorgedarmspiegelung zu beginnen.
Zwar schätzt die überwiegende Mehrheit der Personen, deren Eltern oder Geschwister an Darmkrebs erkrankt sind, die familiäre Vorbelastung als hohen Risikofaktor für Darmkrebs ein, doch fehlt es offenbar an einer weiterführenden Aufklärung, um sie zum Gespräch mit ihrem Arzt über entsprechende Vorsorgemaßnahmen zu motivieren. Nur etwa ein Fünftel der Betroffenen hatte von sich aus bei ihrem Arzt das Gespräch auf das Thema gebracht, und nur bei jedem dritten hatte der Arzt die Initiative zum Gespräch über das familiäre Risiko ergriffen.
Die Angst vor der Darmspiegelung wiegt bei der Mehrheit der Bevölkerung offenbar schwerer als die Angst, Darmkrebs zu bekommen. Zwar wissen 70 %, dass Darmkrebs sich durch Vorsorge verhindern oder heilen lässt, doch gibt sich in etwa die gleiche Anzahl überzeugt, dass Darmkrebserkrankungen durch moderne Medizin erfolgreich behandelt werden können.
Die Befragung zeigte aber auch, dass das Thema Darmkrebs keiner Tabuisierung mehr unterliegt. Mehr als die Hälfte der Befragten hat das Thema in den Medien wahrgenommen, und fast alle Befragten wissen, dass Darmkrebs eigentlich jeder bekommen kann. Die Aufklärungskampagnen der vergangenen Jahre zeigen also deutliche Wirkung.
Auf den Umgang mit der eigenen Gesundheit scheint dies jedoch wenig Einfluss zu haben. 72 Prozent der Gesamtbevölkerung und eine ebenso große Zahl der Risikogruppe über 50 Jahre gehen davon aus, dass mit ihrem Darm alles in Ordnung ist, solange keine konkreten Verdauungsprobleme auftreten. Das heißt, der Mehrheit der Bevölkerung ist nach wie vor nicht bewusst, dass Vorsorge bedeutet, sich ohne Symptome untersuchen zu lassen.
Als Barrieren wirken sowohl die endoskopische Untersuchungsmethode wie die als Vorbereitung auf die Untersuchung notwendige Darmreinigung. 27 % der Befragten glauben, dass die Vorsorgedarmspiegelung, die nachgewiesenermaßen risikoarm ist, "keine ganz ungefährliche Sache" ist und dass "dabei viel passieren kann". Etwa ein Drittel der weiblichen Risikogruppe über 50 Jahre lässt sich vom Procedere der vorbereitenden Darmreinigung und den "vielen Litern Salzwasser, die getrunken werden müssen", abschrecken. Hingegen empfinden nur 16 % der Männer über 50 Jahre die Vorbereitungsprozedur als derart abschreckend.
Laut den jüngst vom Robert Koch-Institut veröffentlichten Zahlen erkranken jährlich 73.000 Menschen neu an Darmkrebs und 28.000 sterben daran.
Die den Daten zugrunde liegende Befragung wurde im Auftrag von Yakult in Kooperation mit der Felix Burda Stiftung vom Befragungsinstitut IPSOS von Dezember 2007 bis Januar 2008 durchgeführt.
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© Felix Burda Stiftung / (ots) news aktuell GmbH / Veröffentlicht am 28.02.2008