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Diabetes: Blutzuckerspiegel nicht um jeden Preis senken
Diabetes wird in Deutschland immer mehr zur Volkskrankheit. Experten schätzen, dass bei rund fünf Millionen Menschen die so genannte Zuckerkrankheit diagnostiziert ist; hinzu kommt eine große Dunkelziffer. Laut Statistischem Bundesamt starben im Jahr 2006 gut 22.000 Menschen an Diabetes; bei vielen anderen Todesursachen spielt die Erkrankung aber oft mit eine Rolle, speziell wenn es um Herz-Kreislauf-Krankheiten geht. Bei der Behandlung von Diabetes, so denken wir als Laien, geht es ja in erster Linie darum, den Blutzuckerspiegel zu senken. Jetzt stellt sich heraus: Eine zu starke Senkung kann für manche Patienten sogar lebensgefährlich sein. Eine US-Studie, bei der eine möglichst schnelle Absenkung des Blutzuckerspiegels auf Normalniveau im Vordergrund stand, musste nach mehreren Todesfällen abgebrochen werden. Dr. Markus Klett, Diabetologe vom Ärzteverbund MEDI Deutschland: "Natürlich ist das wichtigste, dass wir den Zuckerspiegel in den physiologischen Bereich herunter kriegen. Herunter kriegen heißt aber nicht um jeden Preis den Zucker so senken, dass dann möglicherweise der Diabetiker auch noch Schaden davon erleidet."
Denn wird der Blutzuckerspiegel zu radikal abgesenkt, meldet das Gehirn eine Unterversorgung mit Energie und fordert Nachschub an. Das versetzt den Körper in Stress, so Dr. Klett: "Es ist sozusagen eine Notfallsituation für den Körper. Und wenn kein Zucker vorhanden ist, also keine Kohlehydrate vorhanden sind, dann holt er sich's aus dem Fett oder holt sich's aus dem Eiweiß - mit der Gefahr, dass kreislaufwirksame Hormone frei werden, die beschleunigen die Herzschlagfolge, die verengen die Gefäße, und ein Diabetiker, der ja häufig schon entsprechend verkalkte Gefäße hat oder enggestellte Gefäße, dass der Probleme mit seiner Durchblutung dann bekommt."
Das kann im Ernstfall bedeuten, dass das Risiko für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall deutlich ansteigt. Die Maxime für den MEDI-Experten deshalb: Blutzucker deutlich senken, sich aber dann lieber langsam von oben her an die endgültigen Werte annähern. Die entscheidenden Bausteine dabei sind: "Eine bedarfsgerechte Ernährung, dass der Mensch nicht mehr zunimmt, dass er möglichst aber auch nicht hungert. Er soll sich möglichst viel bewegen, so viel er kann. Und entsprechend braucht er natürlich auch eine Begleit-Behandlung, wenn er zum Beispiel einen Hochdruck hat, dann muss der mit behandelt werden, weil der Hochdruck gleichzeitig die Herz-Kreislauf-Funktion verschlechtert."
Und bei Stress, wie ihn ein Unterzucker auslöst, steigt der Blutdruck zusätzlich an. Die Senkung des Blutzuckerspiegels ist also bei der Behandlung der Volkskrankheit Diabetes nicht das alleinige Kriterium. Langfristig müssen gerade die gefährdeten Gefäße eines Diabetikers geschützt werden. Und dazu, so Diabetologe Dr. Klett, braucht es eine genau auf den einzelnen Patienten abgestimmte Behandlung. Dazu Dr. Markus Klett: "Wie schwer ist er? Was macht er, ist er noch arbeitstätig, ist er Rentner? Macht er Schichtarbeit, hat er einen unregelmäßigen Tagesablauf? Das müssen Sie alles mit bedenken, wenn Sie jemanden mit einer Therapie versehen."
Volkskrankheit Diabetes: Der Blutzuckerspiegel muss runter - aber nicht um jeden Preis, sagt Diabetologe Dr. Markus Klett vom Ärzteverbund MEDI Deutschland.
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© MEDI Deutschland / (ots) news aktuell GmbH / Veröffentlicht am 28.04.2008